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WASSER

Seit vielen Jahren fotografiert Sabine Freudenberger WASSER. In ihren Aufnahmen transportiert sie ein Höchstmaß an Ästhetik und dynamischer darstellerischer Brillanz. Alle Werke sind das Ergebnis analoger Fotografie. Keines ihrer Bilder wird digital nachbearbeitet oder in aufwändige Softwareprogramme eingespeist. Der Wirklichkeit der Bilder gesellt sie die Ehrlichkeit der Aufnahmesituation bei. Sei es die präzise Lichtführung im Studio oder die flüchtige Skizze einer Meereslandschaft aus dem Handgelenk - immer legt Freudenberger höchste Maßstäbe an die Wirkkraft ihrer Bilder.

Die Mischung aus kalkulierter Aufnahmesituation und zufälligem Beeinflussen des bildnerischen Moments evoziert eine Bildqualität ganz eigener Güte.

Zwar verschiebt sie die Akzente ihrer Aufmerksamkeit, angefangen beim Wasserglas über das breite, wogende Meer bis hin zum wolkenformierenden Dunst, aber in der Beschränkung auf dieses eine Medium gelingt ihr jedes Mal ein hoher Grad an Intensität. In ihren Aufnahmen transportiert sie ein Höchstmaß an Ästhetik und dynamischer darstellerischer Brillanz.

Wir fühlen uns unmerklich an Malerei erinnert. Und natürlich sind hier und dort motivische Anklänge dessen zu erkennen, was wir mit dem Sentiment des Romantischen innerhalb der Malerei des 19. Jh. einerseits, dem glasklaren Blick des Fotorealismus des 20. Jh. andererseits verbinden. Neben diesem kunsthistorischen Kontext steht aber Sabine Freudenbergers Werk völlig singulär. Die Verwandtschaft bleibt rudimentär und ist für die weitere Betrachtung bedeutungslos.

Jenseits der verdinglichten Werbeästhetik und alltäglich klischeehaft vorgestellten Naturromantik, öffnet sie unsere Augen für neue Erfahrungsdimensionen.

In der Wahl ihrer Sujets ist Freudenberger eine Puristin höchster Güte. Ihr reicht ein kleiner Ausschnitt, ein einzelner Gegenstand, ein Seestück, eine Meereslandschaft ohne geographische Markierung, eine harsche Küstenszenerie, eine Wolkenkonstellation, die ohne Wiederkehr sein wird.

Was von manchen einfach nur als „schön“ benannt wird, ist für andere der Bereich des Unaussprechlichen. Der Betrachter wird in eine Welt hineingezogen, die ihm vertraut, wie fremd zugleich erscheint. In diesem Zwischenreich kommt dem Zeitlichen eine besondere Bedeutung zu.

Mit der Auflösung des Motivs kehrt sich Freudenberger vom zweckbestimmenden Charakter ihres Werkzeugs ab. Der Fotoapparat als dokumentarisches Mittel einer objektiven Naturspiegelung hat an dieser Stelle keine Relevanz. Kameraführung und belichtbarer Filmstreifen bilden das Vehikel für eine Bildschöpfung außerhalb des menschlichen Auges und außerhalb des steuernden rationalen Bewusstseins. Zugleich ist durch die Auflösung des Motivs noch nicht die Aufgabe des Zeichenhaften gegeben. So gesehen, arbeitet Freudenberger an Transformationen der Enträumlichung. Diese Beobachtung bezieht sich nicht allein auf jene von Landschaften inspirierten Werke. Auch bei ihren Wasserglasbildern, löst sie auf spannungsvolle Weise Raumebenen auf, um höchst subtile Momente einzufangen.

Georg Graf von Matuschka       Leiter des Kultur- und Freitzeitamtes der Stadt Erlangen


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